Ochotnik – Stalins Dackel

Ich wüsste gerne welcher Gedankengang den Konstrukteur der Ochotnik dazu verleitet hat das Schiff so zu planen wie es nun Wargaming.Net (WG) in World of Warships (WoWS) umgesetzt hat. Warum WG das Schiff gewählt hat, das hat entweder mit einer mächtigen Portion Humor zu tun oder aber man hatte einfach gerade Arbeitszeit übrig und die 3D-Grafiker haben blind in eine Kiste gergriffen und dabei dieses Projekt-Schiff raus gezogen. Wie dem auch sei, heraus gekommen ist ein höchst ungewöhnliches, optisch gewöhnungsbedürftiges und spielerisch keinesfalls gewöhnliches Schiff, dass den Spitznamen Stalins Dackel oder auch Russendackel durchaus verdient hat. Aber man sollte die Ochotnik nicht unterschätzen, denn das Schiff hat es wirklich in sich. Daher werfen wir mal einen Blick darauf, auch wenn leider die Geschichtsstunde etwas kurz ausfällt.

Die Geschichte

Eigentlich gibt es zu dem Schiff keine Geschichte, denn die Ochotnik ist ein reines Papierschiff, also ein Projekt, dass es nur auf dem Papier gab und das nie gebaut wurde. Während des ersten Weltkrieges (1914 bis 1918) offenbarten sich gravierende Schwächen in der Aufstellung der russischen Marine, vor allem was moderne Schiffe betraf. Nicht gerade förderlich war dabei der Ausgang des Russisch-Japanischen Kriegs 1904 und 1905 etwa zehn Jahre zuvor, bei dem die kaiserliche russische Marine den Großteil ihrer Schiffe verlor und die ehemals stolze Flotte auf Operationen in der Ostsee beschränkte. Mehr oder minder den gesamten ersten Weltkrieg hindurch (Russland legte die Kriegshandlungen nach dem Sturz des Zaren 1917 bereits bei) hielten die deutschen Flottenverbände die russischen Schiffe in den Häfen und deren Nähe fest und verurteilten diese zur Untätigkeit.

Dennoch war man in Russland bemüht die Defizite auszugleichen und plante neue Schiffe und hier sollte auch die Lücke bei modernen Kreuzern geschlossen werden. Da größere Schiffe teurer waren und Geld knapp war, wurden auch ungewöhnliche Schiffe geplant und eines davon ist das Projekt, was wir nun im Spiel als Ochotnik kennenlernen. Als Zerstörer sollte es relativ schwach gepanzert sein, aber schneller als Kreuzer fahren können und sollte dennoch einiges an Feuerkraft mit sich führen. Daher wurde es größer, als es für einen Zerstörer üblich war und das führt zu einer sehr ungewöhnlichen langen Form mit sieben Geschützen und vier Torpedowerfern, die alle entlang der Mittelachse angeordnet waren und damit zu beiden Seiten operieren konnten.

Das Schiff im Spiel

Die Werte der Ochotnik sagen schon einiges aus, aber sie geben bei diesem Schiff weit weniger über das eigentlich Spielverhalten preis als es sonst die reinen Eckdaten schon tun.

Stukturpunkte: 12.700
Panzerung: 6 mm bis 16 mm
Hauptgeschütze: 7 x 1 130 mm
Reichweite: 9.2 km
Drehgeschwindigkeit (180 Grad): 32.7 s
Nachladezeit: 10 s
Torpedowerfer: 4 x 3 450 mm
Reichweite: 4.5 km
Geschwindigkeit: 62 kn
Nachladezeit: 47 s
Sichtbarkeit (Schiff): 6.48 km
Sichtbarkeit (Flieger): 4.35 km
Höchstgeschwindigkeit: 34.5 kn
Ruderstellzeit (180 Grad): 4.2 s
Wenderadius: 730 m

Die Ochotnik ist schnell (wenn auch nicht ganz so fix wie andere Zerstörer auf der Stufe) und die Feuerreichweite, Nachladezeit und Drehgeschwindigkeit der Hauptgeschütze, wie auch die Reichweite der Torpedos lassen ein wenig zu Wünschen übrig. Allerdings handelt es sich bei den Geschützen um 130 mm Kanonen, so dass die Schieß-Grundausbildung wie auch Verbesserte Schießausbildung hier noch wirken und damit kommt man auf relativ kompfotable 11 km, was das Überleben schon deutlich einfacher macht und die Nachladezeit der Geschütze sinkt auch ein wenig. Da alle Geschütze (bis auf das zweite von vorne) sich um 360 Grad drehen kann man, zusammen mit Eliteschütze, mit den mageren 5.5 Grad pro Sekunde bei der Turmdrehrate leben und somit ausweichen und dennoch sein Ziel beschießen.

Die geringe Reichweite der Torpedos mag abschrecken, aber die Menge (12 Stück alle 47 Sekunden), die Geschwindigkeit (62 kn) und vor allem die für russische Zerstörer niedrige Sichtbarkeit (6.48 km für Schiffe) machen es der Ochotnik erstaunlich einfach die 4.5 km Torpedos zu einer Gefahr für etwas unaufmerksame Schlachtschiffe zu machen. Und wenn sich feindliche Zerstörer an einen heran wagen, dann sehen die sich unvermittelt mit einer ganzen Wand an sich schnell nähernden Torpedos konfrontiert, was oft entweder zu einer panischen Flucht oder dem schnellen Untergang führt. Denn man darf nie vergessen, dass zu diesen Torpedos noch 130 mm Geschütze mit zwar mieser Nachladezeit kommen, aber davon blickt man als Ziel auch gleich sieben Stück davon entgegen.

ochotnik_ingame

Was leider wirklich ein großer Nachteil der Ochotnik, den man auch nicht mindern kann, ist die Größe des Schiffes und der immense Wendekreis. Zwar reagiert das Ruder ausreichend schnell, aber 730 Meter Wendekreis sind sogar mehr als manch ein Schlachtschiff einige Stufen höher braucht. Da die Ochotnik nur auf Stufe fünf eingeordnet ist, steht ihr nicht der Platz für die Steuergetriebe-Modifikation 1 zur Verfügung (diesen Platz gibt es erst ab Stufe sechs) und muss somit sich hier ihrem Schicksal fügen. Hier wird ihre Länge zum Nachteil und das Schiff ist daher recht einfach zu treffen und hat auch nicht sonderlich viele Sturkturpunkte um allzu viele Treffer einzustecken.

Meine Meinung

Nachdem mit Update 0.6.3 das unsichtbare Schießen (ohne Nebel oder hinter Inseln) aus dem Spiel genommen wurde, bekommt die Gremyashchy mit der Ochotnik ernsthafte Konkurrenz um den Platz des Zerstörers mit dem meisten Troll-Potential. Die Gremyashchy ist schneller, wendiger und hat weitreichendere Torpedos und Geschütze, aber davon deutlich weniger und die Torpedos sind auch langsamer. Die Ochotnik ist von der Spielweise deutlich näher an den normalen russischen Zerstörern, da sie für den Einsatz der Torpedos nahe an den Feind heran muss, aber das gelingt ihr dank der relativ geringen Sichtbarkeit erstaunlich gut. Woran man sich aber erst gewöhnen muss ist die Tatsache, dass die Ochotnik einen Wendekreis wie ein Schlachtschiff hat und nicht eben mal schnell gedreht ist, was gerade zwischen Inseln schnell dazu führen kann, dass man ungewollt eine dieser miesen Beister rammt und hängen bleibt. Und das kann leicht passieren, denn gerade den richtigen Einsatz von Inseln als Tarnung und als Ausgangspunkt für rasche Angriffe auf nahe Schlachtschiffe gilt es bei der Ochotnik gut zu nutzen. Richtig ausgeführt sinken auch höhere Schlachtschiffe nach einer wohl platzierten Salve von Torpedos aus nächster Nähe garantiert.

Dass die Ochotnik ein Alptraum für feindliche Zerstörer ist, das sollte angesichts der Menge an Geschützen nicht verwundern, aber sie ist wegen ihrer Größe und Unbeweglichkeit auch nicht unbesiegbar. Einige wohl gezielte Salven reichen schon aus um ihr massiven Schaden zu verursachen und auch Sekundärgeschütze von Schalchtschiffen finden schmerzhaft oft ihr Ziel. Kreuzer sollten sich nicht nur wegen der Torpedos einer Ochotnik vorsichtig nähern und niemals zu nahe Breitseite einen Nebel – in der Stalins Dackel sitzt – passieren, denn die 130 mm Geschosse dringen sogar noch auf weite Distanzen (teilweise bis 10 km) bis in die Zitadelle vor. Gerade britische Kreuzer sind hier anfällig für massiven Schaden.

Nach kurzer Einarbeitungsphase hab ich die Ochotnik wirklich lieb gewonnen und sie droht wirklich meiner geliebten Gremyashchy den Rang abzulaufen, was mich selber verwundert. Mir liegen die russischen Zerstörer mit den kurzen Torpedos nicht, aber Stalins Dackel lässt das irgendwie leichter erscheinen als es ist und das obwohl das Schiff wendig ist wie ein Backstein. Aber die Masse an Geschützen und Torpedos, die noch dazu schnell nachladen, erlauben einem vorsichtigen Kapitän bei sich bietender Gelegenheit unbarmherzig zuzuschlagen. Reine Torpedo-Boot Kapitäne werden mit ihr keine Freude haben, auch wenn sie gut getarnt ist, aber wer die russischen Zerstörer liebt oder leichte Kreuzer, für den dürfte die Ochotnik eine Quelle der Freude sein.

4 Gedanken zu „Ochotnik – Stalins Dackel

  1. Hallo Hurz,
    dem Bericht bleibt nichts hinzuzufügen!
    Man muss wirklich wissen wie man den Dackel steuert, dann kann man wirklich schön trollen.
    Leider hab ich es noch nicht 100% drauf, also hab ich entweder Runden mit 2000 EP oder 200, weil ich schon wieder ne gegnerische Torpsalve abgekriegt habe (Wendekreis).
    Momentan überleg ich noch , wie ich meine nächsten 4 Kapitänskillpunkte nutze: Tarnungsmeister oder höhere Geschütz/Flak-Reichweite… beides hat was für sich.

    Ciao,
    Eckhard

    1. Also ich hab als ersten 4er Fähigkeit die Verbesserte Schießausbildung genommen, denn die Tarnung ist so ganz ok aber die Reichweite mit unter 10 km doch eher mau. Mit 11 km spielt es sich da angenehmer muss ich sagen und nun kommen die nächsten vier Punkte dann direkt in den Tarnungsmeister (und nicht erst zwei in Eliteschütze, das kommt danach).

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