Seit gestern ist der Public Test Server (oder kurz PTS) online und jeder der möchte (hier ist beschrieben was dafür zu tun ist) kann sich die Änderungen die mit Version 0.4.1 voraussichtlich ins Spiel kommen dort ansehen. Doch einige Änderungen betreffen nicht Schiffe oder bedeuten neue Karten, sondern spielen sich im Hintergrund ab und fallen erst einmal nur wenigen Spielern auf. Eigentlich nur denen, die sich mit der Entwicklung von Mods für World of Warships (WoWS) beschäftigen, aber diese schlagen gerade Alarm und rufen bei der Spielerschaft gemischte Reaktionen hervor. Es geht um die Änderungen an der Dateistruktur des Spiels die WargamingNet (WG) wie angekündigt (mit Update 0.3.1) vorantreibt.
Einer der Ausgangspunkte der Diskussion war ein kurzer Beitrag im US Forum von WoWS, der dann schnell im EU Forum aufgegriffen wurde. Im Zuge dieses Themas hat sich auch Ev1n von WG zu Wort gemeldet und in kurzen Worten das Vorgehen erklärt, wie auch die Absichten die dahinter stehen. Außerdem wurde angedeutet, was genau WG mit Mods und deren Entwicklern vorhat und wie sie diese einstufen. Aber was genau ist passiert und was wurde geändert?
Wer sich den aktuellen Client (Version 0.4.0.6) anschaut, der stellt fest, das der Ordner sehr viele Dateien enthält, die auch in weiten Teilen mit üblichen Programmen geöffnet und bearbeitet werden können. Das ist natürlich für jeden Entwickler von Mods ein Traum, da Änderungen einfach und ohne große Umwege zu bewerkstelligen sind, sofern man über das nötige Können eines Programmierers oder Grafikers verfügt. Da beides beim Autor nicht im nötigen Maße vorhanden sind, lasse ich mich nicht weiter über Details aus.
Nun hatte WG bereits während des geschlossenen Beta Tests angekündigt, dass sie Schritte unternehmen werden, um gewisse Mods unterbinden zu können. Ein Grund für diesen Schritt war, dass es zu dieser Zeit einige sehr umstrittene Mods gab (Aim Assist Mods), die das Spiel deutlich vereinfacht haben und unstreitig den Nutzern dieser Mods Vorteile verschaffte. Die Änderungen damals waren spürbar, aber nicht dramatisch, da nur besagte Mods aus dem Verkehr gezogen wurden und die überwiegende Mehrzahl weiterhin nach kleinen Anpassungen funktionierte.
Mit Version 0.4.1 plant WG nun einen Schritt weiter zu gehen und ändert die Struktur des Spiels drastisch: Die Mehrzahl der Dateien sind nun in einigen wenigen Archiven verpackt, die dazu noch verschlüsselt sind und somit die Dateien dem Zugriff der Mod-Entwickler entziehen. Ohne entsprechende Software von WG sind damit Einsicht und Änderung von diesen Dateien nicht mehr möglich. Die Entwickler sind ausgesperrt und die Mods funktionieren (weitgehend) nicht mehr.
Manch einer wird sich fragen, warum WG diesen Schritt bei WoWS unternimmt. Die Antwort ist hier mehrschichtig, aber vor allem sieht WG, sicher mit einer guten Portion Sorge, die Entwicklung bei World of Tanks (WoT). Hier treiben viele Mods ihr Unwesen und spalten die Community nicht nur in Befürworter und Gegner, sondern vertreiben vor allem Spieler aus dem Spiel. Das ist natürlich für WG ein Zustand der auf lange Sicht lebensbedrohlich ist, denn WoT ist aktuell nun mal das Standbein für das Unternehmen. Und sollte eine ähnliche Entwicklung bei den Mods bei WoWS gleich vom Start weg passieren, würde das mindestens die Wachstumschancen bei diesem Titel schmälern, wenn nicht sogar mehr.
Natürlich weiss auch WG um die Bedeutung die Mods in der Entwicklung von WoT hatten, denn viele Dinge die wir heute im Client finden (Schadensanzeige, etc.) stammen im Grund von Mods ab. Allerdings treiben Freiheiten für Entwickler in kompetitiven Spielen immer auch Blüten, die giftig sind für das Spiel, vor allem wenn sie in Massen auftreten. Hiermit meine ich Mods, die massiv in das Spiel eingreifen und Spielern unschätzbare Vorteile verschaffen (was es da alles gibt, das würde Bücher füllen, daher führe ich das nicht weiter aus, da es unstrittig ist, dass es diese gibt) und diese gibt es schon jetzt in WoWS. Dazu kommen Mods, die, wie z.B. XVM, weiteren Anlass zu Beleidigungen im Chat geben, was der eh schon eher aggressive Stimmung im Chat nicht gerade gut tut.
Man kann WG vorhalten, dass sie der Entwicklung in WoT vielleicht etwas zu lange freien Lauf gelassen haben und die Bedenken und Rufe der Spieler nicht genügend Gehör geschenkt haben, aber auch das hatte seine Gründe. Nicht in jeder Community werden ein und das selbe Mod mit dem gleichen Argwohn betrachtet oder verdammt. So sagt man den Spielern auf den russischen Servern nach, dass diese entspannter mit Mods umgehen als z.B. die Spieler auf den europäischen Servern. In wie weit das stimmt oder nur eine Unterstellung ist, kann ich mangels Sprachkenntnissen nicht sagen, aber zumindest ist es das, was man aus “gut unterrichteten Kreisen” vernimmt. Außerdem dürfte es eine Menge Zeit in Anspruch genommen haben technisch machbare Ideen für entsprechende Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Und dazu kommt, dass WG mit jeder Maßnahme erst einmal mit einem Ansturm der Entrüstung rechnen muss. Etwas dass sich auf die Spielerzahl und damit Einnahmen auswirken würde und daher versucht WG sich sicher solange wie möglich um jede Maßnahme zu drücken.
Warum nun WoWS und nicht WoT von diesen Änderungen betroffen ist dürfte auf der Hand liegen: WoWS ist neu, WoWS ist klein (verglichen mit WoT) und die Zahl der Mods noch gerade so überschaubar. WoWS dürfte hier also als Testplattform dienen und bietet sich als beliebtes, aber eben noch junges Spiel, welches dazu offizielle noch in der Beta ist, wunderbar an. Würde das, was WG vor hat, bei WoT angewendet werden, so stünde das Unternehmen vor einem Trümmerhaufen und sähe sich einem Ansturm gegenüber, der faktisch nicht zu bewältigen wäre und das Spiel wohl nahe an den Abgrund brächte, wenn nicht sogar darüber hinaus.
Wer nun das Ende aller Mods bei WoWS sieht und sein Account gleich zur Löschung frei geben will, der sollte erst einmal nicht verzweifeln. WG ist nicht dumm, sonst wären sie nicht so erfolgreich und natürlich wissen sie genau, dass Mods zwar weniger wichtig für das Spiel sind als manch ein Spieler meint, aber sehr wohl in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen sind. Daher deutet Ev1n schon einige Dinge an, die das Gemüt der des aufziehenden Mob beruhigen dürften, zumindest ein wenig. Es wird wohl offiziellen Mod Packs geben, von denen sich einer oder mehrere bereits auf den russischen Servern in Vorbereitung befinden sollen. Außerdem arbeitet WG an einem Kommunikations- und Freigabe-System für Mod-Entwickler und Mods. Das deutet stark auf ein System von erlaubten Mods hin und die Möglichkeit für Entwickler weiter Mods zu erstellen, sofern sie gewillt sind die Richtlinien von WG einzuhalten.
Unterm Strich nimmt WG die Kontrolle über die Mods in die eigene Hand und versucht gleichzeitig die Kreativität der Mod-Entwickler so weit wie möglich zuzulassen. Abzusehen sind natürlich Diskussionen in Einzelfällen, wenn ein Mod nicht erlaubt wird oder ein Entwickler keine Werkzeuge von WG bekommt, aber am Ende kann diese Maßnahme genau das sein, was WoWS braucht. Und der Zeitpunkt ist von WG gerade noch gut gewählt, denn wie oben gesagt gibt es noch nicht so viele Mods und das im Aufbau befindliche System ist nicht umgehend überlastet und bricht zusammen.
Es mag von WG überheblich klingen, vielleicht es so nicht wörtlich und direkt sagen, aber in dieser Absicht handeln, wenn sie meinen, dass zum Wohl des Spiels die Spieler zu Ihrem Glück ein wenig gezwungen werden müssen. Und ich muss gestehen, dass ich diese Ansicht durchaus teile, denn ehrlich gesagt dient die Entwicklung bei WoT nicht gerade als leuchtendes Beispiel für ein System voller Freiheit. Bei WoWS hat WG nun die Möglichkeit es von Beginn an besser zu machen. Und vielleicht retten sie damit dann auch irgendwann WoT. Aber das wäre dann eine andere Geschichte.
Sehr interessant! Danke für die Infos!