Die japanischen Flugzeugträger sind von Ihrer Spielweise identisch zu ihren amerikanischen Gegenstücken, aber unterscheiden sich grundlegend in ihrer Zusammenstellung und vor allem Anzahl der Geschwader. Vor allem der letztere Faktor lässt das Spielen eines japanischen Trägers ein wenig in Arbeit ausarten, denn das Umherschicken von sechs oder mehr Staffeln erfordert Überblick und deutlich mehr Mikromanagement. Wargaming.Net (WG) hat hier bewusst einen Gegenentwurf zu den amerikanischen Trägern versucht um Abwechslung ins Spiel zu bekommen. Wären die Trägerlinien zu identisch, wäre ein guter Teil der nationalen Unterschiede die bei World of Warships (WoWS) angestrebt werden verloren gegangen. Außerdem erlauben diese Unterschiede auch wieder verschiedene Aufgaben zu übernehmen, weshalb ein Blick auf die japanischen Träger ohne Vergleich mit ihren amerikanischen Konkurrenten fast nicht möglich ist.
Neben dem Mehr an Staffeln muss jeder Spieler, der sich auf die japanischen Flugzeugträger stürzt, immer bedenken, dass er nur vier statt sechs Flieger in einer Staffel hat. Gerade bei den Jägern ist das ein deutlicher Nachteil, auch weil die Jäger grundsätzlich weniger Munition mit sich führen und damit weniger lange im Gefecht bleiben können. Torpedos wollen wohl platziert sein, denn bedingt durch die nur vier Flieger sind die Abstände beim Abwurffächer zwischen den einzelnen Torpedos deutlich größer, was ein Ausweichen vereinfacht. Dafür laufen beim manuellen Abwurf die Torpedos nicht parallel, sondern aufeinander zu, was das Treffen eines Schiffes mit mehr als nur zwei Torpedos durchaus erlaubt. Zumindest sofern man die Torpedos nicht zu dicht am Gegner ins Wasser lässt. Auch bei den Sturzkampfbombern gleicht WG den Nachteil der geringeren Fliegerzahl aus, da der Abwurfbereich beim manuellen Abwurf deutlich schrumpft und somit die Chancen auf einen Treffer steigen.
Stufe IV und V
Bereits der erste Träger, die Hosho, der Japaner verfügt mit einer Staffelzusammenstellung von 1/2/0 (Jäger/Torpedobomber/Sturzkampfbomber) über mehr Staffeln als der erste amerikanische Flugzeugträger. Spieler japanischer Träger werden umgehend feststellen, dass die Staffeln schneller bereit sind, die Jäger deutlich schwächer und eine Bündelung von Bombern für erfolgreiche Angriffe wichtig ist. Alleine auf Grund des Plus an Staffeln, eignen sich die japanischen Träger etwas weniger für den Einstieg in die Karriere als Trägerkapitän, es ist auch keine unlösbare Aufgabe, aber es lohnt sich von Beginn an sich an die Eigenheiten dieser japanischen Schiffe bzw. den Umgang mit mehreren Staffeln parallel zu gewöhnen. Muss man auf Grund der relativ hohen Geschwindigkeit (die Hosho macht 25 kn, die Zuiho 28 kn) und der besseren Tarnung (beide Schiffe werden erst unter 9 km sichtbar) eigentlich etwas weniger auf die Bewegungen des Gegners achten, sollte man dennoch nicht zu lange an einem Ort verweilen, wenn eine Flanke des eigenen Teams einbricht. Sobald man entdeckt ist, wird es in der Regel Geschosse hageln und die dünne Panzerung wird kaum ein Schutz sein, so wenig wie die noch schwache Luftabwehr, die kaum einen konzentrierten Fliegerangriff abwehren wird. Bei der Zuiho auf Stufe fünf setzten sich diese Eigenheiten fort und die Zahl der Staffeln wird von drei auf vier angehoben, wobei die Startzusammenstellung von 1/1/2 deutlich schwächer ausfällt als die 1/2/1 Alternative mit zwei Torpedobomberstaffeln. Leider vergrößert der Rumpfausbau bei der Zuiho nicht den Hangar, womit es bei den anfänglichen 30 Fliegern bleibt, die man zur Verfügung hat. Bereits ab Stufe fünf wird man die Schwäche der Jägerstaffeln deutlich merken und mehr oder minder schmerzhaft lernen, diese vorsichtig einzusetzen. Nicht nur die geringere Zahl an Fliegern, auch die deutlich geringere Menge an Munition zwingt einen die Jäger eher defensiver und gezielter zu verwenden.
Stufe VI
Mit Stufe sechs und der Ryujo steigt erneut die Zahl der Staffeln um eine auf fünf bei den Alternativen, wobei die Startzusammenstellung mit 1/1/2 eher schwächlich ist. Dafür darf man danach zwischen zwei Alternativen wählen, die sich deutlich unterscheiden, denn die defensive Auslegung mit 3/1/1 versucht auf Kosten des deutlich reduzierten Schadenspotential, den Nachteil bei den Jägern auszugleichen. Da dies nur bedingt funktioniert, stellt für viele Spieler die offensive Zusammenstellung (1/2/2) mit je zwei Staffeln Torpedo- und Sturzkampfbombern die erste Wahl dar. Diese Zusammenstellung erlaubt der Ryujo durchaus vernichtende Schläge auszuteilen und wer seine Angriffe etwas geschickt aufeinander abstimmt, kann durch Brände oder Wassereinbrüche seinen Schaden deutlich erhöhen. Dennoch sollte man auch die defensive Ausrichtung nicht unterschätzen, denn vor allem die Independence mit ihren wenigen Reservefliegern blutet schnell aus (die Ryujo bietet immerhin 48 Flieger auf). Die Ryujo kann bei der Luftabwehr noch gut mithalten, wenn man sie mit den amerikanischen Trägern bis Stufe sechs vergleicht, aber gegen einen massierten Angriff durch einen oder mehrere Träger ist man dennoch machtlos, daher sollte man es vermeiden überhaupt entdeckt zu werden oder ohne Luftabwehrdeckung alleine zurück zu bleiben (wobei 28 kn nicht unbedingt schnell sind).
Stufe VII und VIII
Die Hiryu auf Stufe sieben macht was die Zahl der Flieger im Hangar angeht mit 72 Fliegern einen deutlichen Sprung nach vorne, wenn auch nicht so massiv wie es bei den amerikanischen Trägern der Fall ist. Ab dieser Stufe geraten langsam aber sicher die japanischen Träger in zwei Punkten ins Hintertreffen und zwar bei der Menge der Flieger im Hangar und der Luftabwehr. Zusammen mit den schwächeren Jägern können Luftangriffe auf japanische Träger deutlich erfolgreicher sein als auf die amerikanischen Gegenstücke, wobei man dennoch Flieger verlieren wird (wenn nicht beim Anflug, so spätestens bei der Flucht). Die Staffelzusammenstellungen für die Hiryu startet mit 1/2/2, welches man dringend austauschen sollte gegen eine der Alternativen. Die defensive Aufstellung (3/1/2) verfügt wie auf der Stufe zuvor wieder über drei Jägerstaffeln, aber diesmal mit zwei Staffeln Sturzkampfbomber, was die Offensivkapazitäten etwas steigert. Die andere Alternative ist die offensivere Zusammenstellung (2/2/2), die aber eher ausgeglichen zu nennen ist als offensiv. Zwar bedeuten zwei Staffeln Torpedo- und Sturzkampfbomber durchaus ein massives Schadenspotential, aber gegen die nun deutlich stärkere Luftabwehr von Kreuzern, die vielen Jäger von Kreuzern und Schlachtschiffen und die noch relativ langsamen Bomber reduzieren dieses deutlich.
Leider wird es bei der Shokaku auf Stufe acht nicht viel besser, vor allem da man weiterhin nur 72 Flieger im Hangar hat, die Flieger zwar schneller, aber die Luftabwehr der Ziele noch stärker wird (zum Beispiel der North Carolina). Das alles macht das Leben eines Kapitäns der Shokaku schon schwer genug, aber dazu kommt, dass die Sichtbarkeit aus der Luft deutlich ansteigt (12 km), weshalb man leichter ein Ziel von Angriffen wird. Wie schon bei der Hiryu startet man mit einer recht schwachen 1/2/2 Zusammenstellung an Staffeln und hat die Wahl zwischen mehr Jägern (3/1/2) oder der ausgeglichen (2/2/2) Aufstellung. Beide Alternativen sind gangbar, auch wenn man mit nur einer Staffel Torpedobomber sich seine Ziele noch genauer auswählen muss. Nur damit auf ein Schlachtschiff oder gar einen Kreuzer los zu gehen dürfte in vielen Fällen in einem schmerzhaften Totalverlust enden. Und eine Lexington sollte man eh nie anfliegen, denn diese zerfetzt einem alle Flieger in der Luft, bevor man überhaupt dazu kommt einen Abwurf zu starten. Wer seinen Kapitän bis hierhin durchgezogen hat, der wird mit etwas Glück aber gegen Ende seiner Shokaku-Karriere die Stufe fünf Fähigkeit “Luftüberlegenheit” haben, was gegen Kapitäne ohne diese Fähigkeit den Nachteil der geringeren Jägerzahl fast ausgleicht.
Stufe IX und X
Der vorletzte der japanischen Träger, die Taiho, startet mit einer 2/2/2 Zusammenstellung und durchbricht als bisher einziger Träger das Prinzip, dass die verbesserten Flugzeuge des Vorgängers die Anfangsflugzeuge sind (gilt nur für die Jäger). Die Kyushu J7W1 ist als so genannter Entenflügler mit Propeller am Heck schon ein kurioser Anblick am Himmel, aber durchaus schlagkräftig. Daher bietet es sich durchaus an, dass man bei der Taiho die Zusammenstellung zu wählen, bei der man mit 3/2/2 eine Staffel Jäger mehr bekommt, was angesichts der erhöhten Zahl an Staffeln in der Luft ab Stufe neun durchaus hilfreich ist. Allerdings ist die Alternative mit 2/3/2 (also drei Staffeln Torpedobombern) durchaus eine Verlockung, die man nicht unterschätzen sollte, denn zwölf Torpedos können selbst den großen Schlachtschiffen einige Kopfschmerzen bereiten. Leider bleibt der Vorrat an Flugzeugen mit 83 Stück eher etwas hinter der Zahl der Staffeln die man in der Luft haben kann zurück, was zwar die ersten Verluste an Fliegern nicht dramatisch erscheinen lässt, aber im späteren Verlauf eines Gefechtes sich durchaus rächen kann. Daher sollte man auch hier weiterhin auf die Gesundheit seiner Flugzeuge achten und sie z.B. nach einem Angriff nicht den direkten Rückweg nehmen lassen, der womöglich über feindliche Kreuzer führt.
Die Hakuryu bildet den Abschluss der japanischen Trägerlinie und biete mit der Zusammenstellung von 2/3/2 bereits mehr Staffeln ins Feld als jeder amerikanischer Träger (dafür hat man nur 100 Flugzeuge im Hangar), aber dann ist noch nicht Schluss. Die Alternativen mit 4/2/2 oder 2/3/3 bieten sogar acht Staffeln auf und stellen einen vor eine schwere Wahl. Die vier Jägerstaffeln sind eine solide Absicherung gegen Luftangriffe und erlauben es auf Grund der guten Geschwindigkeit der Jäger auch die eigenen Mitspieler vor Bombern zu schützen. Dafür bietet die offensive Auslegung die Möglichkeit mehrere Ziele an verschiedenen Orten der Karte massiv zu schädigen, was es wiederum dem Gegner schwerer macht seine Luftabwehr und Jäger zu koordinieren. Je nachdem ob man gemeinsam mit Freunden in einer Division oder aber alleine im Zufallsgefecht unterwegs ist, sollte man seine Auswahl anpassen, dabei aber auch die Zusammenstellung in der Division beachten. Gewöhnlich wird man gerade alleine das Plus an Jägern als Schutz vor feindlichen Angriffen sehr schätzen, denn die Flakbewaffnung der Hakuryu ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht überragend. Wer sich hingegen auf den Schutz durch Freunde verlassen kann, der wird die zusätzlichen Bomber sehr zu schätzen wissen.
Fazit
Wenn man das Potential für Schaden der japanischen Träger sieht, wird man diese als stärker einschätzen, was aber ein Trugschluss sein kann. Die zwei Flieger weniger pro Staffel sind gerade bei den Jägern ein Nachteil, der nicht zu unterschätzen ist. Dazu hat man von Beginn an mehr Staffeln zu verwalten und muss gut auf diese aufpassen, was die Arbeit und den Stress deutlich erhöht, vor allem für Anfänger. Zusammen mit der schwächeren Luftabwehr, was mehr Angriffe durch feindliche Flieger bedeutet, stellen die japanischen Träger durchaus eine Herausforderung dar, vielleicht sogar eine etwas größere als ihre amerikanischen Gegenstücke. Dafür darf man nicht unterschätzen, dass die Staffeln deutlich schneller wieder bereit und in der Luft sind, was manchen Angreifer oder manches Ziel in falscher Sicherheit wiegt. Und wenige Dinge ärgern einen Schlachtschiffkapitän mehr, als ständig am Himmel auftauchende Bomber. Einen wirklichen Tiefpunkt hat die japanische Trägerlinie nicht, wenn man mal davon absieht, dass man um Stufe sieben und acht herum auf Schiffe trifft, deren Luftabwehr als massiv gilt. Selbst japanische Schlachtschiffe sind nicht mehr so einfach anzugreifen wie noch ein oder zwei Stufen vorher und gerade bei Stufe acht hat man einen amerikanischen Träger als Gegner, von dem man seine eigenen Flugzeuge besser fern hält. Wer aber den manuellen Abwurf bei Sturzkampf- und Torpedobombern beherrscht und beispielsweise auch die Taktik des überkreuzten Abwurfs, wird bei seinen Gegnern wenig Freunde finden.