HMS Belfast – Vorbote der Royal Navy

Wie aufmerksame Spieler von World of Warshhips (WoWS) wissen, lassen die britischen Kreuzer (genauer gesagt, die leichten Kreuzer) noch immer auf sich warten, aber Wargaming.Net (WG) hat ein wenig Erbarmen mit uns wartenden Spielern und stellt nun schon mal die HMS Belfast vor. Dieser (ebenfalls leichte) Kreuzer der Town-Klasse ist als Premium-Schiff somit der Vorbote für die Royal Navy Kreuzer, die dann hoffentlich bald nachfolgen – so wie es schon bei der Scharnhorst und den deutschen Schlachtschiffen war. Wann genau die Belfast in den Verkauf geht, wurde noch nicht verraten, aber es dürfte sich eher in einem recht schmalen Zeitrahmen bewegen, denn gewöhnlich folgt der Vorstellung eines Premium-Schiffes recht zügig die Einführung in den Premium-Laden. Also ist jetzt natürlich der ideale Zeitpunkt ein wenig mehr über dieses Schiff zu erfahren und für mich an der Zeit meine Einschätzung dieses leichten Kreuzers abzugeben.

Die Geschichte

Wie bei vielen anderen Schiffen, war die Entwicklung der Belfast nicht das, was man geradlinig nennen kann und eine Reaktion auf die Entwicklung bei möglichen Feinden. Im Falle der Town-Klasse war es ursprünglich die japanische Mogami mit ihren 35 Knoten und fünfzehn 152 mm Geschützen, welche die britische Admiralität veranlasste an eine neue schnelle 9.000 Tonnen Klasse von Kreuzern zu denken. Das war 1933 und es wurde 1935 begonnen fünf Kreuzer (diese bilden die Southampton-Sub-Klasse der Town-Klasse-Kreuzer) nach diesen Plänen zu bauen, aber bereits kurz später wurden Überlegungen angestellt wie man die Feuerkraft der neuen Kreuzer erhöhen könnte. Nachdem erst einmal bei den folgenden drei Kreuzern (welche die Gloucester-Sub-Klasse bilden) Teile der Panzerung verbessert wurden, wollte man die Frage der Feuerkraft auf zwei verschiedenen Wege lösen. Entweder man würde, ähnlich wie bei der Mogami, die Zahl der Türme auf fünf erhöhen oder man würde bei vier Türmen bleiben, aber die Anzahl der Geschütze auf vier pro Turm steigern. Beide Varianten wären durchaus denkbar gewesen und die britische Marine hat durchaus auch schon mal ungewöhnliche Konzepte umgesetzt (zum Beispiel die beiden Schlachtschiffe der Nelson-Klasse), aber die Probleme beider Varianten schienen zu groß. Fünf Türme hielten die verantwortlichen Admirale für unpraktisch und vier Geschütze in einem Turm waren zwar möglich (siehe die französische Dunkerque-Klasse) aber nicht sehr effektiv. Dennoch blieben einige Dinge dieser Planungen zurück und die beiden letzten Schiffe der Town-Klasse waren mit etwas über 10.000 Tonnen die größten der Familie und stellen zusammen die Edinburgh-Sub-Klasse.

Dass diese Sub-Klasse nach dem Schwesterschiff der HMS Belfast, der HMS Edinburgh, benannt wurde hat wohl seine Gründe, denn die HMS Belfast ist eigentlich das, um ein paar Monate, ältere Schiff. Nach dem Baubeginn im Dezember 1936 und dem Stapellauf im März 1938 wurde sie knapp einen Monat vor dem Beginn des zweiten Weltkrieges am 5. August 1939 offiziell in Dienst gestellt. Die ersten Aufgaben im Krieg war die Aufrechterhaltung der Blockade der deutschen Seewege in bzw. aus der Nordsee, bei der sie unter anderem die Schlachtkreuzer Hood und Renown begleitete. In den folgenden Operationen wurden einige deutsche Handelsschiffe aufgebracht aber dann war am 21. November erst einmal Schluss, denn die Belfast fuhr auf eine Mine. Die Schäden selber durch die Explosion selber waren eher gering (dennoch wurden knapp 50 Seeleute verletzt), aber das Schiff hatte sich stark verformt und der Kiel war gebrochen bzw. nach oben gebogen worden. Damit war das Schiff erst einmal außer Gefecht gesetzt, da sich auch Maschinen und Decks verzogen hatten und eine umfangreiche Reparatur nötig wurde, was aber auch gleich für eine Aufrüstung genutzt wurde.

Bis November 1942 dauerten die Arbeiten an und nachdem die Panzerung und Luftabwehr verstärkt und die Technik (vor allem Radar) erneuert wurde, durfte die Belfast endlich wieder in See stechen. Mit ihrem Radar und ihrer Geschwindigkeit wurde sie mit der wichtigen Aufgabe betraut die Arktik-Geleitzüge zu beschützen, die, unter anderem von Island aus, das verbündete Russland mit Nachschub versorgten, sehr wichtigem Nachschub, ohne den die Geschichte wohl anders und womöglich noch schrecklicher verlaufen wäre. Im Zuge dieser Aufgaben übernahm die Belfast als Flaggschiff die Führung des 10. Kreuzer Geschwaders und führte im Dezember 1943 in dieser Funktion die Jagd auf das deutsche Schlachtschiff Scharnhorst an. Bekannt geworden unter dem Namen “Seegefecht vor dem Nordkap” wollte die Scharnhorst den Konvoi JW.55 A abfangen und verließ dazu ihren sicheren Hafen in Norwegen. In zwei Gruppen geteilt schafften die britischen Schiffe es die Scharnhorst abzudrängen und die Belfast selbst entdeckte und verfolgte die Scharnhorst aus sicherer Distanz, dank ihres Radars, und ermöglichte es so dem Schlachtschiff Duke of York die Scharnhorst zu stellen und gemeinsam mit den anderen Schiffen (darunter Zerstörer und die Kreuzer) zu versenken.

Im Zuge der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 übernahm die Belfast die Aufgabe die Stellungen der Deutschen zu beschießen und tat dies, bis die Front zu weit ins Landesinnere vorgerückt war und verließ die Küste Frankreichs dann, um nach Sydney verlegt zu werden. Dort übernahm sie mit verbesserter Luftabwehr die Aufgabe Schiffe vor Luftangriffen und Kamikaze Fliegern zu schützen und sollte später bei der Landung von Truppen auf dem japanischen Festland helfen. Dazu kam es aber nicht mehr, denn Japan kapitulierte und der Krieg war zu ende. Die Jahre danach waren ruhiger, aber während des Einsatzes im Korea-Krieg von 1950 bis 1952 wurde sie noch einmal von einer Geschützstellung an Land getroffen, was den Tod eines Matrosen bedeutet. Nach der Ablösung in Korea und der Rückkehr in heimische Gefilde wurde die HMS Belfast in die Reserve verlegt und es wurde lange überlegt, was mit dem Schiff zu tun sei. Erst 1955 wurde die Modernisierung beschlossen und die Arbeiten begannen dann folgenden Jahr und danach fuhr sie fast um die ganze Welt, bis sie 1963 erneut in die Reserve geschickt wurde. Nach vielen Streitigkeiten wurde 1971 beschlossen das Schiff zu verschrotten, aber der HMS Belfast Trust wurde gegründet und schaffte es 1972 das Schiff in ein Museum zu verwandeln. Nach einigen Jahren wurde das Schiff dann Teil des Imperial War Museums und noch heute liegt die HMS Belfast unweit der Tower Bridge in London auf der Themse und wird jedes Jahr von vielen Besuchern bestaunt.

Die Belfast im Spiel

Die Belfast hat, im Gegensatz zum realen Vorbild, keine Torpedos, aber sonst entspricht sie durchaus dem Original, auch wenn die Luftabwehr (wegen der sie ja 1944 in den Pazifik geschickt wurde) nicht wirklich grandios ist und sie diese nicht mal mit “Defensivem Feuer” kurzzeitig verstärken kann. Dafür wartet die Belfast mit zwei Besonderheiten auf: Nebel, Sonar und Radar als Verbrauchsgüter und dem sechsten Verbesserungs-Platz, was für den Stufe sieben Kreuzer ein willkommenes Zuckerl ist. Aber sehen wir uns mal das Schiff und die Werte kurz an:

Stukturpunkte: 37.500

Panzerung: 6 mm bis 114 mm
Hauptgeschütze: 4 x 3 152 mm
Reichweite: 15.42 km
Drehgeschwindigkeit (180 Grad): 25.71 s
Nachladezeit: 7.5 s
Torpedowerfer:
Reichweite:
Geschwindigkeit:
Nachladezeit:
Sichtbarkeit (Schiff): 11.34 km
Sichtbarkeit (Flieger): 8.13 km
Höchstgeschwindigkeit: 32.5 kn
Ruderstellzeit (180 Grad): 9.6 s
Wenderadius: 680 m
belfast
Die Werte der Belfast lassen schon ein wenig erahnen, wo die Reise hingeht, denn mit der geringen Panzerung ist natürlich auf Stufe sieben kaum ein Blumentopf zu gewinnen, wenn es um das Aushalten von Schaden geht. Und da die Geschütze mit 152 mm recht klein sind, darf man auch großen Schaden nicht erwarten, zumindest nicht pro Salve oder Treffer. Aber dafür sind es viele Geschosse, die noch dazu recht genau sind, und die Schussfrequenz ist mit 7.5 Sekunden recht ordentlich. Einzig die Turmdrehgeschwindigkeit kann nicht ganz mit dem wendigen Schiff mithalten und die Flugbahn der Geschosse ist recht hoch, weshalb das Treffen auf maximale Distanz etwas schwieriger ist. Das Überleben sichert sich die Belfast über ihre Geschwindigkeit, dem Nebel und der Tatsache, dass man mit dem sechsten Verbesserungs-Platz entweder Sichtbarkeit oder Ruderstellzeit massiv reduzieren kann. Ansonsten sind die Reichweite, der Schaden und die Geschwindigkeit des leichten Kreuzers im gute Schnitt und erlauben es die Belfast effektiv einzusetzen, wenn man das Spiel mit dem Nebel beherrscht.

Besonderheiten beim Spielen der Belfast

Die Eigenschaft der Belfast schnell zu wenden (vor allem mit beiden Verbesserungen in Platz vier und sechs) kann Fluch und Segen zugleich sein, denn bei der klassischen Aufgabe für die Kreuzer, der Jagd auf Zerstörer, ist eine hohe Wendigkeit nötig um Torpedos auszuweichen. Allerdings kommen die Türme oft nicht hinterher und man kann damit leicht das kurze Zeitfenster für den Schuss auf eine fliehende Nervensäge versäumen. Damit es nicht allzu leicht wird für die Zerstörer führt die Belfast einen Radar mit (8.49 km Reichweite für 25 Sekunden) und die Nachladezeit der Geschütze reicht aus um einige Salven auf unvorsichtige Gegner abzugeben und so zumindest schwer zu beschädigen. Aber damit kommen wir zu dem Problem mit der Belfast, denn meist muss man sich aus der Deckung der eigenen Schiffe lösen um die Zerstörer zu finden und damit ist man oft nahe am Feind und ein leichtes Ziel. Und Schaden einstecken kann die Belfast gar nicht gut, auch wenn die Sturkturpunkte recht hoch sind für ihre Klasse und Stufe.

In der Regel wird man mehr Schaden machen, wenn man den Nebel offensiv nutzt und sich in eine Position bringt aus der man möglichst mehrere Feinde beschießen kann, in der man nur schwer von Torpedos erwischt wird (die unweigerlich jeder Nebel anziehen wird) und aus der man, wenn der Nebel ausgelaufen ist, schnell und ungesehen entkommen kann. Dann beginnt man im Nebel stehend eine Salve hochexplosiver Geschosse nach der anderen auf die Feinde zu schießen, bis der Nebel sich verzogen hat und dann rennt man weg. Die panzerbrechenden Geschosse sollte man dabei aber nicht ganz vergessen, denn diese durchschlagen auf etwas unter 10 km durchaus feindliche Kreuzer zuverlässig und sorgen damit für ordentlichen Schaden. Allerdings sollte man sicher sein, dass man die Antwort des Gegners überlebt oder am besten dieser einen gar nicht erst beschießen kann. Da die Belfast recht groß ist, kann man als Ziel eines Geschosshagel aus dem Nebel durchaus mal blind auf die Stelle schießen wo der Kreuzer vermutlich steht, denn schon wenige Treffen können guten Schaden anrichten und die Streuung kann unter Umständen hier ein hilfreicher Freund sein.

Für zwei Gefechtslagen ist die Belfast denkbar ungeeignet und das sind die Verteidigung und das Ausbremsen eines feindlichen Angriffes, denn dazu ist sie zwar durchaus schnell genug an Ort und Stelle (oder bei der Flucht), aber einfach zu fragil. Selbst wenn man mit maximal reduzierter Rudestellzeit fast einem Hasen gleich Haken schlagend auf den Wellen tanzt, irgendwann trifft einen etwas und das tut dann meist sehr weh. Und wenn man versucht eine Stellung zu halten oder einen Punkt zu verteidigen, so können mutig heranfahrende Feinde einen einfach überrollen. Die Torpedos werden hier schmerzlich vermisst, denn diese würden der Belfast ein wenig Nahkampfpotential geben, mit dem man auch mal schnell sehr viel Schaden austeilen kann. So aber ist man auf kontinuierlichen geringen Schaden und Brände angewiesen, um den Feind langsam aber sicher zu vernichten.

Meine Meinung

Ohne zu viel zu verraten, aber die HMS Belfast ist nicht vollständig als Prototyp der britischen leichten Kreuzer zu sehen, auch wenn sie viele Dinge (schwache Panzerung, Kaliber der Hauptgeschütze, etc.) schon eine Gemeinsamkeit darstellen. Aber einige, spannende und entscheidende, Unterschiede gibt es, aber dazu erst dann mehr, wenn ich über die regulären britischen Kreuzer sprechen darf – denn noch wird an ihnen von WG rumgeschraubt – daher sprechen wir jetzt nur über die HMS Belfast. Kreuzer in WoWS fahren ist einfach, aber diese gut zu fahren und zu überleben ist eine der größeren Herausforderungen im Spiel – vor allem wenn mehrere Schlachtschiffe unterwegs sind. Leichte Kreuzer wie die Belfast spüren das noch mehr, da ihnen der Alpha-Schaden (viel Schaden auf einen Schlag) mit den Geschützen fehlt und die Belfast hat noch dazu keine Torpedos. Damit ist man hier noch mehr als andere Kreuzer auf die Hilfe, den Schutz und die Ablenkung durch andere Schiffe angewiesen. Was erschwerend dazu kommt ist, dass der britische Kreuzer kein “Defensives Feuer” hat womit er zwar nicht wehrlos gegen Flieger ist, aber die Streuung von Bombern nicht erhöhen kann und somit leichter zu treffen ist (auch im Nebel). Als Unterstützung für Schlachtschiffe gegen Flieger ist sie damit also auch gänzlich ungeeignet.

Aber es ist nicht alles so schlimm an der Belfast wie es oben klingen mag, denn sie hat mit Radar, Sonar und Nebel auch drei wunderbare Werkzeuge an der Hand, die richtig verwendet durchaus mächtig sind. Gerade Zerstörer mit Torpedoreichweiten um die 8 km bis 10 km müssen fast immer im Erfassungsbereich des Radars operieren und sind somit ständig in Gefahr jeden Moment entdeckt zu werden und der Nebel kann, selbst wenn er nur eine kleine Nebelbank legt, auch zur Deckung anderer Schiffe verwendet werden. Für mich persönlich glänzt die Belfast allerdings wirklich eher ein Schiff, dass aus der Deckung oder Nebel anderen Schiffen auf die Nerven geht, das Ziel mit einem Brand nach dem anderen verkohlt und mit einem endlosen Hagel an Geschossen eindeckt. Schaden und damit Credits und Erfahrungspunkte kommen bei der Belfast rein aus der Zeit die sie am Leben bleibt, was zwar für alle Schiffe gilt, aber für diesen leichten Kreuzer mehr als für andere. Salven und Treffer machen relativ wenig Schaden, daher ist ein kontinuierliches Feuern aus allen Rohren wichtig und das führt dazu, dass man nicht nur auf Gelegenheiten warten kann, sondern diese aktiv suchen muss. Das wiederum bringt einen in Gefahr in Feinde zu fahren oder womöglich plötzlich alleine ohne Schutz zu sein, womit das gefordert wird, was die Belfast am meisten von ihrem Kapitän fordert: Überlebensfähigkeit. Ausweichen, Fallen oder Gefahren frühzeitig erkennen (dazu helfen auch Sonar und Radar) und die aktive Suche nach Chancen für ein “Stehenbleiben-und-aus-dem-Nebel-feuern” sind meiner Meinung nach die Schlüssel für einen Erfolg mit der HMS Belfast. Zu offensives Fahren, Unaufmerksamkeiten oder das Hängenbleiben an Inseln (bekanntermaßen meine Nemesis) sind meist der Anfang vom schnellen Ende dieses leichten britischen Kreuzers. Daher sollte man sich gut überlegen ob man der Typ für dieses Schiff ist, denn Fehler verzeiht es weniger als andere Schiffe.

4 Gedanken zu „HMS Belfast – Vorbote der Royal Navy

  1. Danke Schön für deine Einschätzung des Schiffes 😉

    Ich denke, ich werde sie mir auf jeden Fall kaufen, weil das was ich auf Youtube sehen konnte, mich einfach überzeugt hat. Wer ne Atlanta halbwegs stabil fahren kann, kann und wird die Belfast nur lieben.
    😉

    1. Sehr gerne! Sie ist definitiv etwas für Spieler, die mit der Atlanta umgehen können, da sie viel Ähnlichkeit hat und wenn du das kannst, dann ist die Belfast unterm Stich sogar meiner Meinung nach besser, da sie etwas weniger Abhängig ist von der Gefechtssituation (hat einfach mehr Reichweite).

    1. Eigentlich sollte genau das Gegenteil der Fall sein, da sie ja mehr Reichweite hat und Nebel und Radar. Einziger Nachteil sind die fehlenden Torpedos und die deutlich schwächere Flak.

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