Eigentlich ist es nicht gerade ein Zeichen einer guten Erziehung, wenn man eine Dame auf ihren Umfang anspricht oder sie darauf reduziert, aber ich denke diese Dame hier kann das verkraften, wenn man sie Moppelchen nennt. Wargaming (WG) hat den Wunsch vieler Spieler erhört und endlich die USS California (damals als BB-44 bei der US Marine geführt) für World of Warships (WoWS) released. Und das Schiff ist nun mal wirklich nicht gerade schlank, daher passt der Spitzname durchaus – finde ich. Aber man soll sich ja nicht von den Äußerlichkeiten blenden oder abschrecken lassen, sondern auf die inneren Werte achten. Also sehen wir uns das Moppelchen mal genauer an und prüfen was sich hinter dem voluminösen Äußeren so verbirgt.
Die Geschichte
Knappe 30 Jahr lang dauerte die Geschichte der USS California vom Beginn des Baus Ende 1916 bis zum Ende ihrer Dienstzeit Anfang 1947. Rechnet man noch die Bauzeit von fünf Jahren ab, war sie nur 25 Jahre aktiv im Dienst, auch wenn sie erst 1959 aus dem Schiffsregister der US Navy gestrichen und dann verschrottet wurde. Eigentlich wurde das Schiff mehr als ein halbes Jahr vor der USS Tennessee auf Kiel gelegt, aber aufgrund Verzögerungen beim Bau (es wurden mehr Schiffe als Abwehr gegen deutsche U-Boote benötigt) trat sie erst mehr als ein Jahr nach ihrem Schwesterschiff ihren Dienst an und zwar im August 1921. Bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges tat sie ihren Dienst in der Pazifikflotte und war dort sogar deren Flaggschiff – obwohl die Tennessee ein Jahr länger dort ihren Dienst tat.
Unglücklicherweise lag sie in Pearl Harbor vor Anker, als am 7. Dezember 1941 die japanischen Verbände angriffen und alle bombardierten, was gerade im Hafen lag. Die California wurde schwer von Torpedos und Bomben getroffen, ein Lager mit Munition für Flakgeschütze explodierte und riss viele Seeleute in den Tod. Am Ende sank das Schiff nach einigen Tagen so weit auf den Grund, dass nur noch die Aufbauten aus dem Wasser ragten. Fast ein halbes Jahr lag das Wrack so im Hafenbecken und erst im Mai 1942 wurde sie gehoben und soweit in Stand gesetzt, dass eine Überfahrt in die Heimat möglich war. In gut zwei Jahren wurde das Schiff repariert und komplett umgebaut. Aus zwei Schornsteinen wurde einer, die Gittermasten wurden entfernt, die Brückenaufbauten wurde geändert, die Flugabwehr verstärkt und das veränderte das Aussehen des Schiffes komplett.
Anfang 1944 konnte die rundum erneuerte California dann endlich wieder auslaufen und ihren Dienst verrichten und nahm bis zum Kriegsende an zahlreichen Operationen im Pazifik teil. Während der Schlacht im Golf von Leyte war sie beim Gefechte in der Surigaostraße an der Versenkung der Fuso und deren Schwesterschiff Yamashiro beteiligt. Zwar wurden beide Schiff letztlich durch Torpedos von Zerstörern versenkt, aber die Schlachtschiffe auf beiden Seiten konnten einige Schüsse austauschen. Das Glück war der California aber nicht gewogen, denn im Januar 1945 wurde sie durch einen japanischen Kamikaze-Flieger schwer getroffen, was über 40 Menschen an Bord das Leben kostete. Als der Krieg dann vorbei war, wurde die California erst nach Singapur und dann in den Atlantik verlegt, wo sie noch knapp zwei Jahre ihren Dienst versehen durfte, bevor sie 1947 in die Reserve gesteckt und 1959 dann zur Verschrottung frei gegeben wurde.
Von der Entwicklung her gesehen, war die Tennessee Klasse zusammen mit zum Beispiel der New Mexico Klasse Teil des „Standard type battleship“-Konzepts der US Marine und sollte einen einheitlichen Typ von Schlachtschiffen schaffen, deren Einsatztaktik identisch sein sollte, so dass große Anpassungen und Umgewöhnungen nicht nötig waren. Gegenüber den Vorgängern hatte die California den Vorteil, dass die Geschütze deutlich weiter nach oben ausgerichtet werden konnte, was die Reichweite massiv erhöhte, allerdings hatte sie noch die 356 mm Kanonen und nicht wie die Nachfolger (Colorado Klasse) die 406 mm Geschütze. Die wuchtige Bauweise des Rumpfes kommt daher, dass die Schiffe mit einem Blick auf den Schutz vor Torpedos gebaut wurden und daher über mehrfache Kammern verfügten, welche die Wucht von Explosionen unter Wasser dämpfen sollte. Das ging allerdings zulasten der Geschwindigkeit, weshalb das Konzept später verworfen wurde (zum Beispiel bei der Iowa Klasse) und daher gelten die beiden Schiffe der Tennessee Klasse noch heute als Schlachtschiffe mit dem besten Unterwasserschutz. Durch die Umbauten wurden die beiden Schiffe zwar an die neuen Anforderungen bei der Luftabwehr angepasst, aber die Geschwindigkeit konnte nicht mehr erhöht werden, weshalb diese durch die viel schnelleren Kreuzer und Schlachtschiffe immer weiter an Bedeutung verloren.
Das Schiff im Spiel
Strukturpunkte | 58 300 |
Hauptartillerie | 4 x 3 356 mm/50 MK 7 |
Maximale Feuerreichweite | 19.9 km |
Nachladezeit | 34.2 s |
Genauigkeit | |
Sigma | 1.9 |
horizontale Streuung | 259 m |
Drehgeschwindigkeit (180 Grad) | 60 s |
Sprenggranaten | |
Schaden | 5 000 |
Brandwahrscheinlichkeit | 30% |
Geschossgeschwindigkeit | 861 m/s |
Panzerbrechende Granaten | |
Schaden | 10 500 |
Geschossgeschwindigkeit | 823 m/s |
Flugabwehr | |
20 mm Oerlikon Mk20 | 41 x 2 20 mm |
40 mm Bofors Mk2 | 14 x 4 40 mm |
127 mm/38 Mk32 | 8 x 2 127 mm |
Höchstgeschwindigkeit | 20.5 kn |
Wendekreis | 640 m |
Ruderstellzeit | 14.7 s |
Oberflächensichtbarkeit | 13.5 km |
Luftsichtbarkeit | 9.7 km |
Die California ist im Spiel so, wie sie es in der Realität war (oder sein sollte): ein typisches Schlachtschiff der US Marine aus der Zeit ihrer Planung. Fette Panzerung, toller Torpedoschutz, solide Kanonen, aber so langsam wie die Kontinentaldrift. In WoWS haben sie im Zustand nach den Umbauten zwischen 1942 bis 1944 und das merkt man nicht nur optisch, sondern auch an der massiven Flugabwehr, die das Schiff für seine Stufe aufbringt, denn hier kann sie sogar mit den Schlachtschiffen der höheren Stufen mithalten. Allerdings liegen die Flak-Geschütze sehr offen und ungeschützt, weshalb man relativ schnell unter Beschuss einige davon verlieren wird.
Allerdings hat man in Gefechten durchaus Zeit bis man beschossen wird, denn wenige Schiffe ihrer Stufe können es mit ihrer Reichweite aufnehmen und dabei sind die Geschütze noch durchaus passabel genau (minimal 291 m Streuung, 1.9 Sigma bei 23.1 km Reichweite). Allerdings ist die Nachladezeit der Geschütze ebenso lange wie die Dauer einer 180 Grad Drehung der Türme. Mit über 34 Sekunden Abstand zwischen den Salven und 60 Sekunden Drehdauer passen sich die Geschütze dem gemütlichen Tempo der California an. Der größte Nachteil der Kanonen ist aber deren geringes Kaliber, denn mit 356 mm sind sie nicht gerade “fett” zu nennen und stammen noch aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Kreuzer werden zwar weiterhin schmerzhafte Treffer kassieren (auch auf Distanz, vor allem aber in mittlerer Distanz), aber die gut gepanzerten Schlachtschiffe die man beschießen wird schütteln viele Treffer mehr oder minder unbeschadet ab.
Wie bereits erwähnt ist die California langsam und kommt über 21.5 kn (mit Signal) nicht hinaus und fällt somit sogar knapp hinter New Mexico und Colorado zurück. Zwar ist der Wendekreis mit 640 m unter die Ruderstellzeit mit knapp 15 s durchaus angenehm, aber das hilft wenig, wenn man sich im Zweifel nicht vom Feind lösen kann. Gerade wenn man von einem Zerstörer belästigt wird, kann das äußerst unangenehm werden, denn dann hilft einem auch die relativ geringe Sichtbarkeit nichts mehr. Und auch wenn 35 Prozent des Schadens von Torpedos geschluckt wird (was durchaus viel ist), so ist man wegen der niedrigen Geschwindigkeit ein einfaches Ziel.
Meine Meinung
Die California liegt wie im realen Leben zwischen der New Mexico auf Stufe sechs und der Colorado auf Stufe sieben, ist aber selber ein Schiff der Stufe sieben. Ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, darüber kann man streiten, aber die Kombination aus Reichweite, Genauigkeit, Luftabwehr und solider Tarnung spricht durchaus dafür. Die Geschwindigkeit bzw. deren Abwesenheit sind jetzt kein Argument dagegen, denn andere Schiffe sind kaum schneller und dafür hat die California ja die Möglichkeit aus der absolut letzten Reihe noch ihre Feinde zu beschießen. Ebenso ist das kleine Kaliber nicht zwingend ein Ausschlussgrund, denn immerhin haben Scharnhorst, King George V. oder Lyon auch kleinere Kanonen als die “großen Brocken”. Eher bedenklich ist da schon die Nachladezeit von 34.2 Sekunden, denn zum Vergleich, die Colorado braucht bei 406 mm (allerdings auch mit vier Geschützen weniger) nur 30 Sekunden und eine King George V. kommt sogar auf 25 Sekunden runter. All das soll dafür die Reichweite und die Genauigkeit kompensieren, was allerdings ist das in meinen Augen nicht unbedingt garantiert, denn den Abstand zum Gegner zu wahren gelingt einem mit 20.5 kn nicht wirklich sicher.
Zwar muss man sich über Angriffe von Fliegern kaum Sorgen machen in der California – auch wenn man ein verlockendes Ziel ist – aber was hilft es Flieger abzuschießen, wenn man selber kaum Schaden an Schiffen macht. Die panzerbrechenden Granaten sind recht langsam und lassen ein wenig an Schaden und Durchschlagskraft (trotz der typisch amerikanisch verbesserten Normalisierung) vermissen. Man wird auch auf Distanz Treffer erzielen, dafür sind die Geschütze hinreichend genau, aber man muss schon ordentlich vorhalten und teilweise bleibt der Schaden dann hinter den Erwartungen zurück. Daher wird man auch gegen andere Ziele als Zerstörer und weiche Kreuzer vermehrt auf Sprenggranaten zurückgreifen. Und das ist etwas, was ich bereits bei anderen Schlachtschiffen angemerkt habe, was zu einem unschönen Spielerlebnis führt, da man ständig mit Bränden zu kämpfen hat.
Von vielen Spielern wurde die California seit ihrer Ankündigung, vor gefühlt einem Jahr, sehnlichst erwartet, wobei mir aufgrund der Geschichte oder der Bedeutung des Schiffes dies nicht nachvollziehbar ist. Aber ich kann von der Optik den Wunsch verstehen, denn das Schiff sieht einfach knuddelig und niedlich aus und ich finde Moppelchen trifft es einfach ganz gut. Böse Zungen könnten behaupten, man habe dem Schiff einfach links und rechts je eine halbe Atlanta angeschweißt. Leider rechtfertigt meiner Meinung nach, auch die Leistungsfähigkeit des Schiffes nicht ganz die Begeisterung, denn das Schiff bietet zwar einige Vorteile, muss dafür aber mit mehr als gleichwertigen Nachteilen zurechtkommen. Und darüber hinaus wird eine Spielweise gefördert, die für mich persönlich dem gesamt nicht so ganz zuträglich ist. Davon abgesehen kann man aber mit dem Moppelchen durchaus seinen Spaß haben, außer man muss vom Feind fliehen, denn dann kann man nur hoffen, dass dieser einen so schnell überholt und er einen für einen schwangeren Blauwal hält und einen in Ruhe lässt, während man gemütlich Richtung Hafen treibt.
Vorschlag für die Fähigkeiten des Kapitäns
Stufe 1:
Stufe 3:
Begründung: Die California hat den Vorteil, dass man seine Flugabwehr nicht mehr wirklich verstärken muss und sich komplett auf das Überleben konzentrieren kann. Denn auch wenn man am besten seine Reichweite ausnützt und Abstand zum Feind hält, früher oder später wird man Treffer einstecken müssen oder das Opfer eines Torpedoangriffs und daher kann man seine Fähigkeiten entsprechend wählen. Ob man zu Beginn “Vorrangiges Ziel” oder “Präventive Maßnahmen” wählt ist eine Sache des Geschmacks, aber in der Regel ist es besser zu wissen, wann jemand auf einen zielt. Definitiv mehr als hilfreich ist auf Stufe zwei “Eliteschütze”, denn die Türme des Schlachtschiffs drehen sehr langsam und der Gewinn an Zeit ist durchaus massiv. Ebenso ist “Adrenalinrausch” durchaus nicht zu unterschätzen, vor allem wenn es gegen Ende eines Gefechts um die paar Sekunden geht, die man schneller wieder abdrücken kann. Auf Stufe drei bleibt “Inspekteur” für mich ein Muss, denn so viel wie man brennt, wird man die zusätzliche Reparaturmannschaft dringend brauchen und “Grundlagen der Überlebensfähigkeit” hilft einem die Zeit von Bränden, Wassereinbrüchen oder Modulen zu reduzieren. Auf der letzten Stufe ist “Brandschutz” einfach ein Segen für jedes Schlachtschiff und gerade weil man mit der California versuchen wird Abstand zu halten vom Feind, wird dieser das einem mit Sprenggranaten danken. Daneben ist “Tarnungsmeister” für mich eine gute Wahl, auch wenn es nur 10 Prozent sind, die man an Sichtbarkeit gewinnt, aber da man langsam unterwegs ist kann das helfen sich zurückzuziehen, denn dem Feind weg fahren wird man selten.
Wer häufig die Munition wechselt, der kann auf Stufe eins als Alternative auch “Ladeexperte” in Betracht ziehen, auch wenn ich sonst diese Fähigkeit eher selten verwende und empfehle. Allerdings ist die Ersparnis bei 34.2 Sekunden Nachladezeit doch erheblich, wobei man immer sagen kann: schießt man halt das was im Rohr ist aufs Ziel, statt noch mal zu warten. Auf Stufe zwei sehe ich wenig Alternativen zu den zwei genannten Fähigkeiten, aber auf Stufe drei und vier könnte man sich überlegen ob man “Grundlagen der Überlebensfähigkeit” und “Tarnungsmeister” gegen “Schießgrundausbildung” und “Verbesserte Schießausbildung” tauscht. Damit (und den entsprechenden Verbesserungen und Signalen) kommt man zu einer noch besseren Flugabwehr und Sekundärgeschützen, die immerhin 7.56 km Reichweite haben. Allerdings sollte man kein Feuerwerk wie bei einer Massachusetts erwarten, denn die Geschütze sind weder so zahlreich und noch so genau, könnten aber durchaus aufdringliche Zerstörer erschrecken.
Da bleibe ich doch lieber bei meiner freigespielten New Mexico (meinem zweitliebsten BB auf Stufe VI).
12 356 mm Geschütze Kal 50 machen im Stufenbereich V – VIII ordentlich Wumms, besonders gegenüber leicht oder mittelschwer gepnazerten Schiffen. Die Flugabwehr ist gut. Der Wendekreis niedrig und in Verbindung mit der geringen Höchstgeschwindigkeit, sorgt das für ein erstaunliches Ausweichvermögen gegenüber gegnerischen Torpedos.
Die New Mexico passt genau in ihren Stufenbereich.
Bei der California bin ich mir weniger sicher. Sie erscheint mir als geringfügig verbesserte Halbschwester gegenüber der New Mexico als zu schwachbrüstig für die höhere Stufe. Das umgekehrte ist mMn übrigens der Fall mit der Arizona. Ein Stufe 5,5 Schiff, welches auf Srufe VI arg zu kämpfen hat (schwache Luftabwehr, schwächere Geschütze Kal 45).
Ich denke der Vergleich mit der Arizona ist ganz gut, wobei der California vielleicht es etwas einfacher hat, da sie deutlich mehr Reichweite hat (als sogar manch ein Stufe 8 Schiff) und die Flugabwehr noch besser ist. Also im Verhältnis. Aber natürlich ist der Nachteil bei der Geschwindigkeit noch mal deutlicher spürbar.